Clouth-Quartier

Gemeinsam planen, bauen, wohnen

Von Ronald Larmann

Mit dem eingereichten Bauantrag hat die Baugruppe der Woge Köln eG. einen Meilenstein auf dem Weg zum eigenen Haus im Clouth-Quartier erreicht. Doch es gibt noch viel zu tun, bis zum Einzug. Die Rundschau begleitet die Baugruppe dabei.

Köln.Die Vorfreude bei Martin Ahrens ist unübersehbar, wenn er auf die Werkstatt angesprochen wird. „Schreinerarbeiten sollen es sein“, sagt er. „Er muss schließlich unsere Möbel bauen“, ergänzt seine Frau Martina Pfaff mit einem Lächeln. Möbel für ein Haus, das derzeit lediglich auf dem Papier existiert – genauso wie die Werkstatt, die dort entstehen soll. Martina Pfaff und ihr Mann Martin Ahrens gehören einer Baugruppe an, die sich unter dem Dach der Woge Köln, einer Genossenschaft für selbstverwaltetes, soziales und ökologisches Wohnen, gegründet hat – und die im Auswahlverfahren für eines der Grundstücke im Clouth-Quartier zum Zuge gekommen ist.

„Es war ein aufregendes Jahr“, sagt Daniel Karuseit, der ebenfalls zur Gruppe gehört. Die Mitglieder mussten bereits für die Bewerbung für das Vergabeverfahren, das die „moderne stadt“ als Eigentümerin initiiert hatte und das vom Haus der Architektur Köln (hdak) durchgeführt wurde, einige Vorarbeit leisten. „Dabei haben wir uns in der Gruppe intensiv kennengelernt“, sagt Karuseit. Und es habe eine gewisse Fluktuation gegeben – einige Mitglieder sind ausgeschieden, neue sind dazugekommen. Als Ende Mai vergangenen Jahres klar war, dass die fünfköpfige Jury der Woge einen der acht Plätze zugesteht, knallten die Sektkorken. Immerhin hatten sich 20 Gruppen beworben und nur acht erhielten ein Grundstück. Inzwischen ist die Freude längst wieder der Arbeit gewichen. Jeden Mittwoch treffen sich die Mitglieder der Baugruppe bei Architekt Christian Schaller, um ihr Projekt voranzubringen. Der Wust an Aufgaben, der auf die Gruppe eingeprasselt ist, führe auch immer mal wieder zu dem Gefühl „Können wir das überhaupt bewältigen“, verrät Martina Pfaff. Aber bislang haben sie sich alle wacker gehalten.

Der Zusammenhalt hat sicherlich auch etwas mit der genossenschaftlichen Grundform der Gruppe zu tun. Diese Idee, gemeinsam ein Ziel zu erreichen mit einfachen Regeln, ohne Gezerre um die beste Wohnung im Gebäude und vor allem ohne Profitinteressen, macht die Zusammenarbeit wohl aus. Ein besonderes soziales Miteinander ist bereits entstanden und soll sich einmal im fertigen Haus fortsetzen. Mehrgenerationenwohnen ist geplant – von den jungen Eltern bis zur Seniorin Anfang 70 ist alles in der Gruppe vertreten. Singles und Paare halten sich etwa die Waage. Im barrierefreien Haus mit hohem Energiestandard sollen alle ihren Platz finden. 17 Erwachsene und vier Kinder stehen auf dem Plan . Weil drei Wohnungen noch frei sind, kann sich die Zahl geringfügig verändern.

Gemeinschaftsplanung über Tiefgarage hinaus

In dem Haus ist auch ein Gemeinschaftsraum geplant. Daniel Karuseit wird die Wohnung daneben beziehen. „Wenn dann mal Partys stattfinden, muss ich eben immer eingeladen werden“, sagt der 35-Jährige lächelnd. Die hohen Standards würden den möglichen Lärm allerdings ausreichend dämpfen, erklärt Architekt Christian Schaller, der kürzlich den Bauantrag eingereicht hat. Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum gemeinsamen Haus, das rund 3,5 Millionen Euro kosten soll. Die Finanzierung ist dank der Wohngenossenschaft eine nicht ganz so hohe Hürde. Im Moment sind die Absprachen mit den anderen Baugruppen zeitraubender. Wegen des Zuschnitts der Grundstücke müssen vier Baugruppen gemeinsam eine Tiefgarage und den Garten planen. „Das wird in einer Arbeitsgruppe abgesprochen, und dann müssen die Absprachen in allen vier Gruppen wieder abgesegnet werden“, erklärt Martina Pfaff.

Doch die Zusammenarbeit zwischen den Gruppen sorgt auch für eine fruchtbare Gemeinschaftsplanung über die Tiefgarage und den Garten hinaus. „Wir haben uns mit einer Nachbargruppe, die auch eine Gemeinschaftswerkstatt plant, abgesprochen“, sagt Pfaff. Bei der anderen Gruppe werde eher ein Werkraum eingerichtet mit kleineren Werkzeugen, bei der Wohngenossenschaft würden die größeren Maschinen – wie Sägen und Bohrer – stehen. „Beide Gruppen sollen beide Werkstätten nutzen können“, so Pfaff. Deren Mann Martin Ahrens, der vor seinem Architekturstudium eine Schreinerlehre absolvierte, weiß, was er tut, wenn er mit den Werkzeugen die Möbel für die Wohnung baut, die derzeit lediglich auf dem Papier existiert – noch.

Quelle: Kölnische Rundschau