Clouth-Gelände

Baugruppen kritisieren Vergabeverfahren

Von Bernd Schöneck

Wettbewerber beklagen die Vergabe von Grundstücken auf dem Clouth-Gelände. Das Verfahren der Jury sei intransparent gewesen. Die Eigentümer des Geländes weisen die Kritik zurück und sind mit dem Projekt zufrieden.

Im kommenden Frühjahr werden acht Baugruppen auf dem Clouth-Gelände damit beginnen, ihre nach eigenen Entwürfen geplanten Häuser zu realisieren. In solchen Gemeinschaften haben jeweils mindestens sechs Personen ein gemeinsames Wohnkonzept erarbeitet – nach eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen, häufig unter einem Leitgedanken wie Mehrgenerationen- oder barrierefreiem Wohnen. Rund 150 000 Quadratmeter groß ist das ehemalige Fabrikgelände im Herzen von Nippes, auf dem ein neues Veedel mit mehr als 1000 Wohneinheiten entstehen soll. 6600 Quadratmeter davon sind für die Baugruppen reserviert; in Köln gab es solche Projekte bisher selten. Die acht Teams, die den Zuschlag für ein Grundstück erhielten, haben sich in einem Wettbewerb unter 20 Bewerbern durchgesetzt.Doch im Hintergrund gibt es – neben der Freude der Sieger – auch Dissonanzen. Mehrere Gruppen haben sich skeptisch zum Jury-Verfahren geäußert. Zu den Kritikern gehören sowohl Teams, die zu den Wettbewerbs-Gewinnern gehören, als auch solche, die nicht oder nur als eine von vier Nachrückern berücksichtigt wurden.

Denn weil nun acht – statt wie zuvor erwartet sechs oder sieben – Teams bestimmt wurden, steht pro Gruppe weniger Platz zur Verfügung. Daher vermuten einige Bewerber, dass sie aussortiert wurden, weil ihr Projekt zu viel Raum benötigte. In der Ausschreibung für den Wettbewerb habe es zur Größe der Projekte keine Vorgaben gegeben, so ein Mitglied einer Nachrücker-Baugruppe, das wie alle anderen Gesprächspartner nicht namentlich zitiert werden möchte. „Deshalb haben wir einfach geplant, wie wir es für richtig hielten.“

Der Vertreter eines der siegreichen Teams sieht sogar das eigentliche Konzept seiner Gemeinschaft gefährdet. „Das Grundstück, das wir bekommen haben, ist so klein, dass wir mit Müh und Not unsere Wohnungen unterbringen können“, erläutert er. Für Gemeinschaftsräume oder gastronomische, kulturelle oder soziale Angebote, die das Veedel bereichern sollen – und beim Ideenwettbewerb den eigentlichen Reiz ausmachten – bleibe bei den Siegerprojekten wohl kaum noch Platz. „Für uns geht jetzt der große Aufwand los – weil wir komplett umplanen müssen.“ Weiter wird einhellig moniert, das Votum der Jury sei intransparent gewesen. Die Teams sollten nach einem detaillierten Punktesystem bewertet werden – etwa für Wohn- und Nutzungskonzept sowie Organisation und Zusammensetzung der Gruppe, plus Bonuspunkten für finanzschwächere Mitglieder. Doch solch eine Aufschlüsselung liege bis heute den Gemeinschaften nicht vor. „Wir wissen gar nichts, es ist reine Spekulation, wie die Jury bewertet haben mag“, heißt es aus einem Nachrücker-Team.

Ferner seien Baugruppen auch im freien Grundstücksverkauf auf dem Clouth-Gelände – außerhalb der speziell für Bauteams gedachten Areale – ohne Chance geblieben. Dabei habe die Jury sogar vorgeschlagen, den nicht zum Zuge gekommenen Gemeinschaften eine Alternative zu bieten. „Mehrere Baugruppen haben aus diesem Grund auf andere Grundstücke im Clouth-Quartier geboten.“ Doch man habe mit kommerziellen Investoren letztlich nicht mithalten können.

Das beim Haus der Architektur Köln (hdak) angesiedelte Netzwerk für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen war der Kritik begegnet. Es wirbt für mehr Baugruppen-Projekte in Köln; das Haus der Architektur war vom Unternehmen Moderne Stadt, der Eigentümerin des Clouth-Geländes, beauftragt worden, den Wettbewerb durchzuführen. „Sicher wäre es wünschenswert gewesen, auch die zunächst nicht ausgewählten Gruppen einzuladen und Verfahren und Ergebnisse zu erläutern, um größtmögliche Transparenz herzustellen“, erklärte Peter Heinzke für das Netzwerk. „Deshalb aber das ganze Vergabeverfahren als Farce zu verurteilen, erscheint unangemessen.“ Auch Bernd Streitberger, der Chef von Moderne Stadt, wies auf der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Nippes die Kritik zurück. „Es hat eine anonyme Beschwerde gegeben von einer Gruppe, die nicht zum Zuge gekommen ist.“ Dass die Kritik Gehör gefunden habe, sei für ihn nicht nachvollziehbar. Sein Eindruck sei im Übrigen ein ganz anderer: Gruppen, die beim Wettbewerb gescheitert waren, hätten ihn angerufen – und sich zwar über das Ergebnis enttäuscht gezeigt, aber das „faire und transparente Verfahren gelobt“, so Streitberger. Seine Gesellschaft sei mit dem Wettbewerb zufrieden.

Quelle: KSTA